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oder, wie ich mich weigerte jodeln zu lernen

Samstag, September 30, 2006

Tag 4 - ...nicht viel los im Staate Österreich !!!


Der heutige Tag war vom Wetter her sehr schön, doch vom körperlichen und geistigen Zustand eher grausam. Meine komplette WG konnte man mit einer begehbaren Geisterbahn vergleichen. Jeder, der gestern mit auf Tour war, gehörte zu deren Inventar. Clement der Belgier war so bleich, dass man ihn nicht von der Tapete unterscheiden konnte. Ich selber hatte nur leichte Kopfschmerzen, die allerdings nach einer Aspirin nicht mehr zu spüren waren. Angepasst an diesen Umständen vielen auch die Aktivitäten am Tag aus, man machte schlichtweg gar nix. Am Abend bin ich mit einem türkischen Mitbewohner zum "Messepark" gegangen. Der "Messepark" ist ein Einkaufszentrum, den man mit dem "Weserpark" vergleichen kann. Danach schnappte ich meinen Laptop und zog mich in die Fachhochschule zurück, um den Tag mit surfen ausklingen zu lassen.

Freitag, September 29, 2006

Tag 3 - Sunny, yesterday my life was filled with beer...


Nachdem ich den gestrigen Tag relativ ruhig hab ausglingen lassen, sollte der heutige etwas turbulenter verlaufen. Ich bin heute recht früh, von zwei reizenden jungen Handwerkern geweckt worden, die für ihre Schweissarbeiten keinen besseren Platz gefunden haben als vor meinem Fenster. Darüber hinaus ist es tatsächlich eine grenzübergreifende Marotte, laute Arbeiten stets sehr früh zu machen, um dann am Mittag nur noch leise arbeiten zu können. Man will ja schließlich nicht die Leute beim Essen stören ;). Ich schaute also um 7.30 Uhr aus dem Fenster, um zu sehen wer da so dreist war. Dazu setzte ich einen bösen Blick auf, um gleich meinen Unmut kund zu tun. Einer der beiden Störenfriede erblickte mich auch gleich und grüsste mich mit einem herzlichen: "Servus"! Ich stutzte kurz und konnte nicht glauben, dass meine Mimik fehlinterpretiert werden konnte, so dass ich zur Unterstützung ein tiefes "Moin !!!" erwiederte. Der andere Handwerker, der bis dahin an irgendeiner Stange schweißte, hob den kopf und nickte mir zu. Ich verstand die Welt nicht mehr, so dass ich missverstanden aber bestimmt mein Fenster verschlosss und mich unter die Dusche stellte, wo ich die Szene noch einmal in meinem Kopf nachspielte, allerdings mit einem weitaus schlechteren Ende für die beiden Mitglieder der dornbirner Handwerkszunft.
Als sich mein Gemüt dank der Dusche wieder abgekühlt hatte, beschloss ich zu frühstücken und meine Nerven mit einem ausgewogenen Mahl (Kaffee und Kippe) zu stärken. Danach begab ich mich in die Hochschule, um meine Mails zu checken und das große "WWW" unsicher zu machen, denn verpflichtende Sachen gab es heute immer noch nicht zu tun. Der Donnerstag ist in Dornbirn, was die Aktivitäten der Nacht angeht, der heimliche Samstag. Sämtliche ausländische Studenten trafen sich bei uns in der WG, wo man sich auf den Abend vorbereitete. Es gab ein gemeinschaftliches Abendessen, dass von unseren Mitbewohnerinnen organisiert wurde. Danach wurden internationale Kartenspiele gespielt die alle das gleiche Ziel verfolgten, nämlich ohne Umwege besoffen zu werden. Nachdem alle flüssigen Inhalte in der Wohnung geleert waren, beschlossen wir, noch kurz in die Stadt zu gehen um uns mit den restlichen Erasmusstudenten in einer Lounge zu treffen. Der Aufenthalt dort war allerdings nur von kurzer Dauer, da viele meiner Mitbewohner ihrer Trinkfestigkeit gewaltig überschätzt haben, so dass meine WG ca. nach 2 Std. meist nur noch von anderen stützend den Heimweg antraten. Es war trotzdem ein sehr lustiger Abend.

Donnerstag, September 28, 2006

Tag 2 - Stiegl Bier und Fussball


Nachdem ich um ca. 10 Uhr von spanischen Klängen aus der Küche geweckt wurde, beschloss ich den so wichtigen Tag auch für mich zu starten. Der Tag war für mich deshalb so wichtig, weil am Abend Werder Bremen gegen FC Barcelona spielen sollte. Ich hatte diesbezüglich noch viel zu planen, da bis zu diesem Zeitpunkt noch ungewiss war, ob und wo ich dieses Spiel gucken konnte. Ich hatte schon am Vorabend mit Phillip, einem Bremer Mitstudenten mit der Planung angefangen und wir konnten bis dahin einen Teilerfolg vermelden. Wir haben tatsächlich einen Studenten aus Algerien aufgetan, der Satellitenfernsehen hatte und somit auch DSF empfangen konnte, unklar war jedoch, ob er überhaupt zu Hause war und Lust hatte mit uns das Spiel zu gucken. Meine erste Aufgabe bestand also darin Sofian zu erreichen, ein Student mit der schönsten und komfortabelsten Wohnung in Dornbirn. Es sollte uns nicht auf Anhieb gelingen, so dass wir den ganzen Tag eine stetige Unruhe verspührten, die sich um 16.00 mit erreichen der beschriebenen Person verflüchtigte. Sofian war zum Glück auch Fussballfan und wollte sowieso das Match gucken. Puuhh!!!
Ansonsten hatte ich den Tag über nicht viel zu tun, so dass ich mich geistig und materiell auf das kommende Ereignis vorbereiten konnte. Ich beschloss mir Bier der Marke Stiegl zu kaufen, die Frakturschrift der Dose hat mich fasziniert und der Geschmack sollte es tatsächlich auch tun. Wie die meisten von euch wohl schon wissen war das Spiel weniger faszinierend, trotzdem war ich im Endeffekt zufrieden. Nach der Partie hatten wir allerdings dennoch wenig Lust noch was zu machen, so dass ich nach dem Match in meine WG gegangen bin und noch ein paar Kurzfilme geguckt habe.

Mittwoch, September 27, 2006

Tag 1 - Dornbirn begreifen


Nach einer erholsamen Nacht, zwei Tassen Kaffee und einer Zigarette begab ich mich zur Hochschule, um mit unserer Betreuerin sämtliche Administrativa, bezüglich meines Aufenthalts, zu erledigen. Ich bekam meine ID-Card, die mir sämtliche Türen des Gebäudes 24 Std. öffnet. Theoretisch hätte ich jetzt die Möglichkeit, mit Schlafsack und meinen Mac in die Schule zu ziehen, da bei uns in der Wohnung leider kein Internet vorhanden ist. Und ich brauche es doch soooo dringend !!!
Die Hochschule ist sehr modern und gut organisiert, ausserdem kümmert man sich hier rührend um uns, so dass man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Darüber hinaus hat man einen schönen Ausblick auf die Alpen, wie man ja auch auf den Foto erahnen kann. Dieses Bild entstand aus dem Panoramafenster der Hochschule.
Am Nachmittag musste ich mich noch mit Lebensmittel versorgen, was sehr teuer werden kann, wenn man gar nix hat.
Am Abend wurde in unserer WG mein Einstand gefeiert, so dass ich danach sehr besoffen und wiederrum sehr müde war.

Dienstag, September 26, 2006

Tag 0 - Einmal Odyssee bitte!!!


Pünktlich um 9.14 schlossen sich die Türen des IC 2237 von Bremen nach Hannover. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass die anderen Komponenten der Reise weniger pünktlich verliefen. Als ich im Zug saß und der Bremer Bahnhof an mir vorbeizog, dachte ich zumindest den ersten Anschluss in Hannover spielend zu erreichen, knappe 30 Minuten sollte sich selbst ein Zug der DB auf einer so kurzen Strecke nicht verspäten. DENKSTE !!!
Nach Nienburg wurde der Zug auf einmal langsamer, bis er letztendlich ganz zum Erliegen kam. Aus dem Lautsprecher plärrte der Zugbegleiter, irgendwas von Weichenschaden und unbestimmte Verspätung. Naja, es waren am Ende ganze 40
Minuten, also genau 13 Minuten zu viel für meinen Anschluss nach Mannheim. Als ich in Hannover ankam, machte ich mich mit Sack und Pack zum Bahn-Infostand, wo ich ungefähr 40 Minuten auf meine erwünschte Information, wann denn die nächste Verbindung Richtung Dornbirn geht, warten musste. Ich war nämlich nicht allein mit meinem Schicksal, quasi die kompletten Mitreisenden des IC 2237 fand ich entweder in meiner Schlange oder in einer der anderen 12 Schlangen wieder.
Die sehr kompetente Bahntante suchte mir eine Bahnverbindung raus die erstaunlicherweise von Bremen kam und nach München ging und viel besser war, als meine jetzt nicht mehr zu schaffende. Ich stutzte kurz, bedankte mich brav und machte mich zum Morgenkaffee in ein Bistro namens "Colosseum". Aus dem Lautsprecher des Bahnhofs wurde immer wieder ein Reisender aufgefordert, zu seiner vereinsamten Tasche auf Gleis 3 zu kommen.Der Reisende wurde bis kurz vor meiner Abfahrt (von Gleis 4) aufgefordert, so dass ich mit einem sehr mulmigen Gefühl, schwer bepackt die Treppen zum Gleis ging.
Mein Zug ging um 12.26 nach München, allerdings musste ich in Augsburg umsteigen, da mein Anschluss nach Ulm von da aus fuhr.
Beruhigt lehnte ich in meinem Sessel und blätterte sporadisch in meinem "Spiegel", auf der Suche nach einem im vorherigem Zug nicht geschafften, interresanten Artikel. Es waren nicht mehr viele übrig. Beruhigt war ich deshalb, da mein Anschluss in Augsburg erst 55 Minuten nach meiner planmäßigen Ankunft startete. Wie sich später rausstellen sollte, hätte ich eher besorgt sein sollen.
Kurz vor Würzburg erlebte ich ein "deja vu", als hätte der Zugbegleiter die Ansprache von seinem Vorgänger kopiert. Ich hasse das Wort "unbestimmt", denn in diesem Fall hätte er bei seiner Ansage das Wort "unbestimmt" durch die Wörter 60 Minuten ersetzen können, war ihm wohl auch zu peinlich. 60 Minuten waren genau fünf Minuten zu viel, so dass ich natürlich meinen Anschluss nicht erreichte. Allerdings war es in diesem Fall noch ungünstiger als in Hannover, da der nächste
Zug nach Ulm erst um 19.15 Uhr ging und es bei Ankunft in Augsburg einschließlich Verspätung ca. 17.20 anstatt 16.20 war. Aufgrund dieser zeitlichen Misäre, war ich gezwungen auf einen "Dungelzug" umzusteigen. Die erste Station führte mich in das schöne Buchloe, ein verträumtes Dorf am Fuße des Allgäus. In diesem schönen Ort hatte ich wiederrum 30 Minuten Aufenthalt und mir wurde schnell klar, dass ich schon sehr weit von der vertrauten Heimat entfernt war, obwohl ich noch nicht einmal die Grenze Deutschlands erreicht habe. Die Leute auf dem Bahnsteig trugen lustige Gewänder und sprachen einen mir nicht vertrauten Akzent. Nach diesem 30 minütigen Kulturschock kam dann auch mein Anschluss, der "Allgäuexpress", allerdings hätte man ihn auch "Allgäu-Bimmelbahn" nennen können, er hielt nämlich an jeder Milchkanne.
Ich fuhr mit diesem wenig rasanten Gefährt bis nach Kempten, wo ich dann umsteigen musste um den Zug nach Lindau zu erreichen. Es hat tatsächlich geklappt, so dass ich von einem Zug in den anderen steigen konnte. Der Fahrplan des Zuges sah keinen Umstieg mehr vor, allerdings berichtigte der Schaffner den Plan schon nach fünf Minuten mit einer Ansage und erklärte im fremdlichen Akzent, dass aufgrund einer Baustelle Lindau leider nicht erreicht werden konnte. Ich musste also erneut mit meinen sieben Sachen umsteigen, allerdings nicht wie gewohnt in einen anderen Zug, sondern in einen Überlandbus der mich nach Lindau bringen sollte, was er auch tat. Lindau erreichte ich um 20.30 Uhr und der Zug über die Grenze nach Bregenz sollte um 20.56 Uhr gehen, allerdings verspätete er sich um 30 Minuten, so dass ich mich nun für das österreichische Konkurrenzunternehmen entschloss und siehe da es gab keine Verspätung mehr. Ich kam um 21.39 Uhr in Bregenz an und wurde von unserer Betreuerin abgeholt. Die Autofahrt dauerte 15 Minuten, in Dornbirn angekommen, wurde ich auch schon herzlich von meinen 10 Mitbewohnern empfangen. Eine bunte Mischung wie sich später rausstellte, bestehend aus zwei Polinnen, einen Türken aus Istanbul, einen Holländer, einen Belgier, eine Spanierin, eine Deutsche, eine Südkoreanerin und zwei Frauen aus Finland. Ich musste meinen Einstand allerdings, wegen körperlicher und geistiger Erschöpfung auf den nächsten Tag verlegen, begab mich in mein kleines Zimmer und schlief sofort ein.