Pünktlich um 9.14 schlossen sich die Türen des IC 2237 von Bremen nach Hannover. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass die anderen Komponenten der Reise weniger pünktlich verliefen. Als ich im Zug saß und der Bremer Bahnhof an mir vorbeizog, dachte ich zumindest den ersten Anschluss in Hannover spielend zu erreichen, knappe 30 Minuten sollte sich selbst ein Zug der DB auf einer so kurzen Strecke nicht verspäten. DENKSTE !!!
Nach Nienburg wurde der Zug auf einmal langsamer, bis er letztendlich ganz zum Erliegen kam. Aus dem Lautsprecher plärrte der Zugbegleiter, irgendwas von Weichenschaden und unbestimmte Verspätung. Naja, es waren am Ende ganze 40
Minuten, also genau 13 Minuten zu viel für meinen Anschluss nach Mannheim. Als ich in Hannover ankam, machte ich mich mit Sack und Pack zum Bahn-Infostand, wo ich ungefähr 40 Minuten auf meine erwünschte Information, wann denn die nächste Verbindung Richtung Dornbirn geht, warten musste. Ich war nämlich nicht allein mit meinem Schicksal, quasi die kompletten Mitreisenden des IC 2237 fand ich entweder in meiner Schlange oder in einer der anderen 12 Schlangen wieder.
Die sehr kompetente Bahntante suchte mir eine Bahnverbindung raus die erstaunlicherweise von Bremen kam und nach München ging und viel besser war, als meine jetzt nicht mehr zu schaffende. Ich stutzte kurz, bedankte mich brav und machte mich zum Morgenkaffee in ein Bistro namens "Colosseum". Aus dem Lautsprecher des Bahnhofs wurde immer wieder ein Reisender aufgefordert, zu seiner vereinsamten Tasche auf Gleis 3 zu kommen.Der Reisende wurde bis kurz vor meiner Abfahrt (von Gleis 4) aufgefordert, so dass ich mit einem sehr mulmigen Gefühl, schwer bepackt die Treppen zum Gleis ging.
Mein Zug ging um 12.26 nach München, allerdings musste ich in Augsburg umsteigen, da mein Anschluss nach Ulm von da aus fuhr.
Beruhigt lehnte ich in meinem Sessel und blätterte sporadisch in meinem "Spiegel", auf der Suche nach einem im vorherigem Zug nicht geschafften, interresanten Artikel. Es waren nicht mehr viele übrig. Beruhigt war ich deshalb, da mein Anschluss in Augsburg erst 55 Minuten nach meiner planmäßigen Ankunft startete. Wie sich später rausstellen sollte, hätte ich eher besorgt sein sollen.
Kurz vor Würzburg erlebte ich ein "deja vu", als hätte der Zugbegleiter die Ansprache von seinem Vorgänger kopiert. Ich hasse das Wort "unbestimmt", denn in diesem Fall hätte er bei seiner Ansage das Wort "unbestimmt" durch die Wörter 60 Minuten ersetzen können, war ihm wohl auch zu peinlich. 60 Minuten waren genau fünf Minuten zu viel, so dass ich natürlich meinen Anschluss nicht erreichte. Allerdings war es in diesem Fall noch ungünstiger als in Hannover, da der nächste
Zug nach Ulm erst um 19.15 Uhr ging und es bei Ankunft in Augsburg einschließlich Verspätung ca. 17.20 anstatt 16.20 war. Aufgrund dieser zeitlichen Misäre, war ich gezwungen auf einen "Dungelzug" umzusteigen. Die erste Station führte mich in das schöne Buchloe, ein verträumtes Dorf am Fuße des Allgäus. In diesem schönen Ort hatte ich wiederrum 30 Minuten Aufenthalt und mir wurde schnell klar, dass ich schon sehr weit von der vertrauten Heimat entfernt war, obwohl ich noch nicht einmal die Grenze Deutschlands erreicht habe. Die Leute auf dem Bahnsteig trugen lustige Gewänder und sprachen einen mir nicht vertrauten Akzent. Nach diesem 30 minütigen Kulturschock kam dann auch mein Anschluss, der "Allgäuexpress", allerdings hätte man ihn auch "Allgäu-Bimmelbahn" nennen können, er hielt nämlich an jeder Milchkanne.
Ich fuhr mit diesem wenig rasanten Gefährt bis nach Kempten, wo ich dann umsteigen musste um den Zug nach Lindau zu erreichen. Es hat tatsächlich geklappt, so dass ich von einem Zug in den anderen steigen konnte. Der Fahrplan des Zuges sah keinen Umstieg mehr vor, allerdings berichtigte der Schaffner den Plan schon nach fünf Minuten mit einer Ansage und erklärte im fremdlichen Akzent, dass aufgrund einer Baustelle Lindau leider nicht erreicht werden konnte. Ich musste also erneut mit meinen sieben Sachen umsteigen, allerdings nicht wie gewohnt in einen anderen Zug, sondern in einen Überlandbus der mich nach Lindau bringen sollte, was er auch tat. Lindau erreichte ich um 20.30 Uhr und der Zug über die Grenze nach Bregenz sollte um 20.56 Uhr gehen, allerdings verspätete er sich um 30 Minuten, so dass ich mich nun für das österreichische Konkurrenzunternehmen entschloss und siehe da es gab keine Verspätung mehr. Ich kam um 21.39 Uhr in Bregenz an und wurde von unserer Betreuerin abgeholt. Die Autofahrt dauerte 15 Minuten, in Dornbirn angekommen, wurde ich auch schon herzlich von meinen 10 Mitbewohnern empfangen. Eine bunte Mischung wie sich später rausstellte, bestehend aus zwei Polinnen, einen Türken aus Istanbul, einen Holländer, einen Belgier, eine Spanierin, eine Deutsche, eine Südkoreanerin und zwei Frauen aus Finland. Ich musste meinen Einstand allerdings, wegen körperlicher und geistiger Erschöpfung auf den nächsten Tag verlegen, begab mich in mein kleines Zimmer und schlief sofort ein.